13 Nov Newsletter vom 10. November 2023
Liebe Freundinnen und Freunde von Back on Track,
dies wird ein schwieriger Newsletter, denn wie ihr alle stehen wir unter dem Eindruck des Terrorangriffs der Hamas am 07. Oktober und unter dem Eindruck des Krieges, der jetzt in Gaza so viele Zivilisten und so viele Kinder das Leben kostet. Was bedeutet das für unsere Arbeit?
Unsere Arbeit im Schatten der Ereignisse in Israel/Palästina
Es wird dieser Tage sehr viel Solidarität mit jüdischen Kindern gefordert, die Angst haben, in die Schule oder in den Sportverein zu gehen. Diese Solidarität ist notwendig. Niemand, wirklich niemand, möchte, dass jüdische Kinder Angst haben müssen.
Was vielfach übersehen wird, ist, dass muslimische oder als muslimisch gelesene Kinder ebenso betroffen sind. Die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, sind zutiefst verunsichert, zum Teil verängstigt, zum Teil wütend über das, was ihnen an Schulen und im Alltag an Ressentiments und Pauschalverurteilung entgegengebracht wird. Viele von ihnen möchten im Moment am liebsten gar nicht in die Schule gehen. Bei manchen Schüler*innen sehen wir die psychische Stabilisierung von Monaten in sich zusammenbrechen.
Nicht wenige der von uns begleiteten Familien und Mentor*innen haben einen palästinensischen Hintergrund. Sie haben Angst um ihre Angehörigen im Gazastreifen und im Westjordanland und erleben, dass für ihre Gefühle kein Platz ist. Und auch andere Familien aus der Region sind mit palästinensischen Familien verwandt, verschwägert und befreundet und sind sehr betroffen.
Wir versuchen, für unsere Familien und unsere Mentor*innen ein “safe space” zu sein, denn natürlich ist all das auch retraumatisierend und Stabilität wird dringend gebraucht. Wir haben in den letzten Jahren von unseren Fortbildungen zu gewaltfreier Kommunikation sehr profitiert und versuchen, sie hier anzuwenden.
Gleichzeitig sind wir bei aller gesellschaftlichen Polarisierung, die gerade stattfindet, sehr froh und dankbar, dass es Ansätze gibt, das Thema auch in Schulen so zu besprechen, dass die Ängste und Gefühle aller Raum einnehmen dürfen. Denn erst wenn diese Möglichkeit gegeben ist, kann man auch über die Ereignisse und den Nahostkonflikt selbst in Reflexion gehen.
Ich möchte hier auf das Angebot von Shai Hoffmann und Jouanna Hassoun hinweisen, die als israelisch-palästinensisches Duo an Schulen gehen und dort mit Klassen in sogenannten “Trialogen” den Nahostkonflikt besprechen. Bei Interesse: https://www.israelpalästinavideos.org/trialoge/
Bitte tragt dazu bei, dass sich das derzeitige Klima aus Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus abkühlt und wir wieder alle vernünftig miteinander reden können!
Fortbildungen zu den Themen Alphabetisierung und Computersucht
Am 07.10. hatten wir Dr. Anja Böttinger zu Gast, die mit uns einen Workshop zum Thema “Alphabetisierung von Jugendlichen” durchgeführt hat. Frau Böttinger hat uns die von ihr selbst entwickelten Materialien der SchlauSchule vorgestellt und mit uns Methoden und Fallbeispiele besprochen.
Das Thema liegt uns sehr am Herzen, weil immer mehr Jugendliche zu uns kommen, die auch in der Muttersprache nicht alphabetisiert sind, weil sie nie die Chance hatten, zur Schule zu gehen. Sie können wir jetzt viel besser unterstützen.
Am 20. Oktober hatten wir die Beratungsstelle “Beispiellos” mit dem Projekt “Lost in Space” zu Gast. Sie hatten für uns eine sehr aufschlussreiche und methodisch sehr kurzweilig gestaltete Fortbildung zum Thema Computer- und Handysucht vorbereitet! Danke dafür!
Diese Fortbildung war eigentlich auch für Eltern gedacht, aber da hatte die Grippewelle Berlin schon fest im Griff und es gab viele Absagen. Für uns als Team war es trotzdem sehr hilfreich und wir haben erst eine Woche später fast alle das Bett hüten müssen.
Bundeskonferenz des Verbandes deutsch-syrischer Hilfsvereine - VDSH
Am 07. und 08.10. fand die Bundeskonferenz des Verbandes deutsch-syrischer Hilfsvereine (VDSH) statt, dessen Mitglied wir sind. Der Verband feierte sein 10-jähriges Bestehen mit einem Festakt und einer Tagung zur "Rolle der syrischen Diaspora in Deutschland und in Syrien: Zusammenarbeit und Empowerment".
Wir waren überwältigt von den vielen jungen Leuten, die sich inzwischen in den Mitgliedsvereinen engagieren und viel Expertise in unterschiedlichen Bereichen zivilen Engagements mitbringen. Wir sind gern dabei und bedanken uns herzlich für die Unterstützung, die uns der Verband an vielen Stellen bietet!
Unten ein Eindruck aus einer der Arbeitsgruppen:
PartEl bei den Weltberliner:innen
Am 25.10. konnten wir das PartEl-Projekt bei den Weltberliner:innen der Stiftung Zukunft vorstellen.
Im Projekt “Welt:berlinerinnen” geht es darum, gemeinsam herauszufinden, was Berlin besser machen kann, um Neuberliner:innen aus aller Welt das Ankommen in Berlin leichter zu machen und sie einzuladen, an der Gestaltung der Stadtgesellschaft mitzuwirken. Da ist Partizipation von Eltern an Schulen ein wichtiges Thema, fanden wir.
Das PartEl-Projekt ist ein Projekt des Bundeselternnetzwerks der Migrantenorganisationen für Bildung und Teilhabe (bbt) und wird vom Bundesministerium für Inneres und Heimat unterstützt und aus Mitteln der Europäischen Union gefördert.
Gegen Ende des Monats dann ging es bei hohem Krankenstand in den Endspurt für unsere Ferienschule und das Herbstferienprogramm für Kinder Anfang November. Davon mehr im nächsten Newsletter!
Am 24.11. von 12.30 -16.30 Uhr laden wir herzlich ein, bei unserer Auftaktveranstaltung mehr über das PartEl-Projekt zu erfahren. Zum Programm und zur Anmeldung geht es hier: Link
Natürlich möchten wir euch wie jedes Jahr darum bitten, am Ende des Jahres an uns zu denken, wenn ihr überlegt, wer Spendengelder benötigen könnte.
Wir brauchen sie weiterhin sehr!
Dafür danke ich euch herzlich mit dem gesamten Team
Ihre und eure
Petra Becker
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